Statt beim Papst
Er wollte zu Papst Franziskus, aber der war verkühlt im Bett, und so ließ sich unser nettes Treffen am Abend an wie ein bescheidener Trosttermin. Auf Einladung der deutschen Botschaft in Rom trafen ich und mein Parlamentsgruppenchef Arturo Scotto zu einem Abendessen mit dem Ministerpräsidenten von Thüringen, Bodo Ramelow, seiner Frau und seiner Staatssekretärin zum Abendessen zusammen. Es kam dabei zu einem angenehmen und wie ich finde auch sehr lehrreichen Gespräch.
Ramelow ist Deutschlands erster Landeschef aus der Partei „Die Linke“. Gegner höhnten, als Ramelow vor gut einem Jahr von einer rot-rot-grünen Koalition (Die Linke, SPD und Grüne) zum Ministerpräsidenten gewählt wurde, Thüringen werde in alte DDR-Zustände zurückfalle und untergehen, aber es steht immer noch, und zwar erstaunlich gut.
Ramelow, der für seine offen getragene Religiosität (Protestant) von den so genannten „christlichen Politikern“ oft verhöhnt und des „Missbrauchs der Religion“ geziehen wird, engagiert sich derzeit stark für die Flüchtlinge. Er gilt in der Flüchtlingsfrage, so wie interessanterweise sein Ministerpräsident-Kollege von Baden-Würthemberg, der Grüne Winfried Kretschmann, als Liebling und größter Wertschätzer von Kanzlerin Merkel.
Ich wünsche Papst Franiskus, dass es ihm heute wieder besser geht, und der rote Protestant Ramelow ihn besuchen kommen kann.
Florian Kronbichler