Europa, der Sonne nach!
Auf der Zugfahrt nach Straßburg. Dort beginnt morgen die Sommersitzungswoche des Europarates. Ich habe dort der parlamentarischen Versammlung Bericht zu erstatten von der Dialogtagung mit den Roma und Fahrenden, an der ich Anfang Juni mit einem Referat teilgenommen habe. Weiters habe ich mich vorgemerkt für einen Redebeitrag über die Flüchtlingssituation im Mittelmeerraum und am Mittwoch für eine Frage an den griechischen Ministerpräsident Alexis Tsipras.
Mich freut es, den römisch-parlamentarischen Trott alle paar Monate mit einer Woche „in Europa“ unterbrechen zu können. Der Europarat ist bei Gott keine Machtzentrale. Aber er beschäftigt sich mit wichtigen Fragen. Menschenrechte, Friedensfragen, Minderheitenprobleme usw. Wichtige Fragen, die zu lösen er freilich nicht die Macht hat. Aber die Fragen kommen zumindest zur Sprache. Und zwar vielsprachig. Im Europarat ist wirklich Europa vertreten. Mit 47 Staaten ganz Europa plus die Mittelmeer-Anrainer Vorderasiens und Nordafrikas. Es lässt uns selbstgerechte EU-Europäer schon demütig werden, wenn die jungen Demokratien von Osteuropa und Nordafrika ihre ganz eigenen Probleme auftischen. Man lernt dann anzuerkennen, welche wichtige Bühne für sie eine Institution wie der Europarat darstellt.
Als ein unüberseh- und unüberhörbar als etwas eigener Vertreter Italiens wahrgenommener Parlamentarier hab jedes Mal auch Gelegenheit, Parlamentarierkollegen unterschiedlichster Provenienz über Südtirol zu sprechen. Viele kennen das Land und seine politische Besonderheit. Sie sind dankbar, wenn ich ihnen ihr Bild vervollständige und gelegentlich auch korrigiere. Vor allem aber fühle ich mich als Lernenden. In diesem Hochgefühl, ein Privileg zu genießen, reise ich auch heute wieder an. Eben fahre ich durch das Schwabenland. München habe ich noch bei Regen verlassen, Stuttgart erreiche ich schon bei schönstem Sommerabendwetter. Das um zu sagen, sogar das Wetter richtet sich. Ich werde mich melden.
Florian Kronbichler