Für eine anständigere RAI
Wird es wahr sein? Wird Italiens öffentliche Rundfunkanstalt Rai noch einmal ein Sender von europäischem Niveau sein und sich in Programm und Auftreten an ebensolchen Prinzipien orientieren? Der Parlamentsausschuss gegen Diskriminierung, Rassismus und Sexismus, benannt nach der kürzlich ermordeten englischen Abgeordneten Jo Cox und geleitet von Kammerpräsidentin Laura Boldrini, forderte gestern Zusagen und Programme.
Ins Parlamentspräsidium geladen waren dafür die Präsidentin und der Generaldirektor der Rai, Monica Maggioni und Antonio Conte Dall’Orto. Kritik geübt und Fragen gestellt haben wir Ausschuss-Mitglieder, als da sind 8 Medien-Experten und 8 Parlamentarier, von denen ich einer bin. Immer, wenn es um Minderheiten und Minderheitenschutz geht, und zwar nicht nur sprachlich, schickt meine Fraktion mich ins Feld.
Und bald habe ich den Eindruck, die Gesellschaft bestehe überhaupt nur noch aus Minderheiten: sprachliche, soziale, geschlechtliche, rassische, und alle seien sie „diskriminiert“.
Der Rai-Spitze las Kammerpräsidentin Boldrini persönlich die Leviten. Ihr geht es besonders um das Frauenbild, das vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen gepflegt, genauer gesagt: verhunzt werde. Maggioni und Dall’Orto mussten sich eine Standpauke in frauengerechter Sprache, Frauenwürde, Frauenkarrieren und einschlägigen Zotigkeiten anhören. Und die beiden versprachen auch ziemlich reuig Besserung: Sie legten einen Programmkatalog vor, laut dem in der Rai sich alles zum Bessern wenden werde.
Die sehr angestaubte Öffentlich-Rechtliche werde Frauentitel fortan konsequent weiblich deklinieren (wobei Präsidentin Maggioni non üben wird müssen: sie sprach Ministerinnen weiterhin als „ministrO“ und weibliche Abgeordnete als „deputatI“ an), sie werde Talkshows geschlechtergerechter besetzen, Frauen in Shows nicht länger zu „valette“ degradieren, Rai-intern mehr Frauen bessere Karrieren machen lassen, sexistisches Gehabe und Reden abstellen und und und.
Bin neugierig, ob die Rai reformfähig ist.
Foto: Parlamentsausschuss Jo Cox, zuständig für Bekämpfung von Hasssprache und jeder Art Diskriminierung.
Florian Kronbichler