Am schönsten hat es Riccardo (Dello Sbarba) gleich am Morgen gesagt: Hanno votato “diversamente sì”, hat er gesagt und damit die Südtiroler gemeint, die zu knapp 64 Prozent Ja gesagt haben zur Verfassungsreform. Was Riccardo damit meint: Die Südtiroler haben beim Referendum nicht an die Verfassung gedacht, sondern an die so genannte Schutzklausel. Die Verfassungsreform, das wissen sie, ist für sich genommen zwar schlecht, doch die „Schutzklausel“ darin ist ein wirksames Mittel dagegen. Wir müssen die Klausel nur nehmen, dann tut uns die Reform nichts. Und damit nicht genug: Die „Schutzklausel“ macht die Verfassungsreform nicht nur unschädlich, sie verwandelt diese zu einer Chance für uns, mit etwas Glück zu einer historischen sogar.
So hat es die Partei den Südtirolern zu verstehen gegeben, und diesen leuchtete es nachweislich zu 64 Prozent ein. So viele stimmten nämlich für die Klausel, die uns schützt vor der Reform, in die sie eingebettet ist. Weniger raffiniert denkende und dafür praktischer veranlagte Mitbürger werden jetzt sagen: Da hätten diese verstockten Südtiroler doch gleich Nein sagen können!
Haben sie auch, aber eben anders – diversamente. Es ist nicht Spitzfindigkeit zu behaupten, meine Landsleute haben nicht direkt für die Verfassungsreform gestimmt, sondern mehrheitlich nur für die so genannte Schutzklausel darin. Wäre diese für sich allein zu haben gewesen, hätten sie sie selbstverständlich lieber genommen. Man kann nicht alles haben, viele Wahlberechtigte hätten auch lieber über die verschiedenen Punkte der Verfassungsreform getrennt abgestimmt und durften es nicht. Prendere o lasciare! Das galt für Verfassungsreform wie für„Schutzklausel“.
Deshalb sagte Südtirol am Sonntag mehrheitlich Ja. Ja zum Schutz vor der Verfassungsreform. Wenn ich Riccardo richtig verstanden habe: „diversamente sì“ ist das SVP-Nein zu keiner Schutzklausel vor der Verfassungsreform. Klingt kompliziert, ist es aber.
Foto: Heute den ganzen Tag Interviews zum Referendum. Hier am Nachmittag in Trient.