Schandfeuer
Heute zum ersten Mal in meiner Erinnerung hätte ich dem Herzjesu-Sonntag gegönnt, dass ihm sein Abend vernebelt und verregnet würde. In der Früh höre ich auf Rai-Südtirol – sachlich gesprochen, als handle es sich um eine Dienstdurchsage -, die Freiheitlichen würden das diesjährige Entzünden der Herzjesu-Feuer ihrem Kampf „gegen illegale Zuwanderung“ widmen.
Wem der Kampf „gegen illegale Zuwanderung“ in der aktuellen Situation gilt, braucht hier niemandem erklärt zu werden. Schäbiger kann der Herzjesu-Brauch nicht geschändet werden. Missbraucht wurde die Verehrung des Herzjesu im Lauf ihrer Geschichte ja öfter und auf vielfältige Abart. Mit seiner Anrufung gegen Zuwanderung von Hilfesuchenden ins Wohlstandsland Südtirol dürfte die Instinktlosigkeit ihren Tiefpunkt erreicht haben.
Der Himmel ließ freilich noch einmal Nachsicht vor Recht ergehen. Den ganzen Tag über hatte ich Hoffnung. Es witterte und regnete, nur leider nicht lang genug. Bei Nachtanbruch brannten die Bergfeuer. Auch die Schandfeuer der Freiheitlichen „gegen illegale Zuwanderung“.
Florian Kronbichler