Florian
Kronbichler


Vom Pariser Vertrag nach Paris

Melde mich zurück – aus den „Ferien“. Politikerferien, ich will ja nicht klagen, sind anstrengend. Speziell, wenn man, wie ich, nicht in Ferien „fährt“, sondern zu dem Zweck daheim bleibt. Wie die Zeiten nun einmal sind und das Politiker-Ansehen nun einmal ist, bleibt man da nicht unbehelligt. Ist schon gewählt zu sein eine Schande, ist gewähltermaßen Urlaub zu machen, Schuld. Kein Tag, an dem man nicht mindestens einmal angepflaumt würde, mal humorvoll, man bitterernst, „wie viel Ferien“ die Politiker denn machten und (beim zweiten Begegnen), ob „diese Politiker denn immer noch in Ferien“ seien.

Ja, im Land Ferien zu machen, kann ziemlich selbstschädigend sein. Ich habe mir zur Angewohnheit gemacht, die Parlamentsferien jener anderen Freude des Politikers zu widmen, die da „Bürgernähe“ heißt: Ich bin, meistens zusammen mit meiner Frau, per Zug und Bus durchs Land gefahren und habe Orte und Leute besucht, die mir wichtig sind und mich unterstützen. Ich kam dabei von ziemlich weit oben im Vinschgau bis nach ganz unten ins Unterland, nach Meran, Sterzing, Brixen, Gröden, Tschögglberg … und ins Pustertal mit gar einigen Seitentälern sowieso. Besuche bei lieben Leuten, politischen, versteht sich. Und es war fast immer eine Freude – mir selber, und wenn ich mich nicht ganz täusche, auch den Besuchten.

Jetzt bin ich wieder „im Amt“. Diese erste Herbstwoche in dem des Europarates. Ich bin auf der Zugfahrt nach Paris. Zur Konferenz des Ausschusses für Gleichbehandlung und gegen Diskriminierung. Ich habe das Thema der ethnischen und religiösen Diskriminierung von Minderheiten (und hier speziell von Roma und Fahrenden) in Bearbeitung und werde darüber Bericht erstatten. Da trifft es sich gut, dass ich soeben von der Feier 70 Jahre Gruber-Degasperi-Abkommen auf Schloss Sigmundskron komme: vom historischen Pariser Vertrag ins Paris von heute. Man darf mich beneiden.

Foto: Parlamentarisch flach gelegt – auf der Sigmund-Freud-Promenade am Ritten.

Florian Kronbichler

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