Geburtenabteilung Sterzing: „Ihr seid mir aber spezial“
Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, Gesundheitsministerin Beatrice Lorenzin hat ihn heute geliefert: Wenn Bozen will, kann die Geburtenabteilung am Krankenhaus offen bleiben. Rom befielt nicht die Schließung. Auch nicht wegen des Umstandes, dass Sterzing in den vergangenen Jahren die gesetzte Untergrenze von 500 Geburten jeweils knapp unterschritten hat. „Wir haben schon ‚punti nascita’ mit weniger Geburten genehmigt“, sagt mir die Ministerin.
Ministerin Lorenzin, die vor einem Jahr Zwillinge geboren hat, ist in ihrem Gespräch mit mir und dem Trentiner Kollegen Mauro Ottobre (Patt) noch grundsätzlicher geworden. Von mir darauf angesprochen, ob das strittige Ministerialdekret, auf das sich Gesundheitslandesrätin Martha Stocker und die Landesregierung stets berufen, nun bindend sei oder nur indikativ, gab die Ministerin eine aufschlussreiche Antwort. Wörtlich: „Ihr von den autonomen Provinzen Trient und Bozen seid mir aber wirklich. Alle anderen Regionen fordern von mir ständig Ausnahmen von der staatlichen Regelung, ihr hingegen wollt, dass ich streng bleibe.“
Womit bewiesen wäre: Autonom beschließen, die Geburtenabteilung Sterzing zu schließen, ist traurig; Rom die Schuld daran zuschieben, ist schäbig; beides zusammen: verlogener Autonomieverzicht.
Foto: Gesundheitsministerin Lorenzin: schwanger mit Zwillingen.