Florian
Kronbichler


Grüne trösten

Wir haben gestern im Südtiroler Grünen-Vorstand ein bisschen Trauerarbeit geleistet. Verständlich, notwendig – und verdient, von den befreundeten Nachbarn. Wen es so hart trifft wie diesmal die österreichischen Grünen: vom Größten der Kleinen auf Knall und Fall zu gar nicht mehr vorhanden, wer wollte da nicht mitleiden?

Zum Plärrn ist’s, aber – es muss weitergelebt werden. Trotzdem oder grad deswegen und jetzt erst recht, je nach Sichtweise. Zwar bin ich nicht gewähltes Mitglied des Südtiroler Grünen-Vorstands, habe jedoch als Parlamentarier Sitz und sogar Stimme darin. Dank diesem Privileg fühlte ich mich bemüßigt, die Stimmung ein wenig aufzuheitern. Ich bemühte dafür Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela, den Größten, der mir zum Anlass einfiel. Auf die Frage, wie er es denn geschafft habe, 27 Jahre strenge Haft unter dem grausamen Apartheid-Regime Südafrikas so heroisch zu überleben, hat der Revolutionär und Friedensstifter geantwortet: „Ich habe die Erfahrung gemacht, es ist besser, optimistisch zu sein.“

Fürwahr, eine große Antwort! Man kann solch vermeintlich Unmögliches unsern benachbarten Grünen nur wünschen.

Dann hatte ich auf der nämlichen Vorstandssitzung noch einen Trost bereit. Einen zweiten. Die Wahlen sind den Grünen in die Hosen gegangen, ja. Aber was Grünes war doch noch, am Sonntag bei unsern Nachbarn: Dem Land Tirol drohten olympische Spiele. 2024, die dritten schon. Doch die Tiroler haben am Sonntag nein gesagt. Tirol bleibt olympiafrei. Niemand wird sagen wollen, das sei kein grüner Sieg! Drum: Wahlen verloren, aber die Heimat bewahrt. Ist doch tröstlich. Man kann nicht alles haben.

Unsere Vorsitzende Brigitte berichtete mich draufhin: Aber lieber Florian, die Tiroler Grünen engagierten sich nicht gegen Olympia. Sie gaben Wahlfreiheit als ihre Position aus.

Ach so? Selbst kein Olympia in Tirol war kein Trost für die Grünen in Tirol. Dass uns ja nie solches passiere: Südtirol wird grüner, und wir waren’s nicht.

Foto: Trauerarbeit: Grünen-Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek und Parteivorsitzende Ingrid Felipe.


Flor now
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