Florian
Kronbichler


Glyphosat – Geschäft schlägt Gesundheit.

Es kam, wie befürchtet, und Öko-Oberlehrer Deutschland ist der Falott, hat Geschäft vor Gesundheit ergehen lassen. Die EU-Länder haben Glyphosat, das meist verwendete Pestizid in der Landwirtschaft, verlängert. Obwohl verdächtig krebserregend, darf es fünf weitere Jahre gespritzt werden. Gesiegt hat die Chemie-Lobby um seinen amerikanischen Hersteller Monsanto und den deutschen Bayer-Konzern, der dabei ist, Monsanto aufzukaufen. Deutschland, das mit seinem Gewicht die Entscheidung stärker beeinflussen konnte als jedes andere EU-Land, ist zum entscheidenden Moment umgefallen. Das ganze Jahr über, als schon mehrere Abstimmungstermine anstanden, hat sich der Chemieriese stets enthalten. Seine Ja-Stimme von heute macht klar: Die Abstimmung ist verschoben worden, bis die von Deutschland gewünschte Mehrheit feststand.

Jetzt kann gemutmaßt werden: Hätte Deutschland nicht auf Glyphosat eingeschwenkt, wenn die Jamaika-Koalition (mit den Grünen) zustande gekommen wäre? Auf keinen Fall wäre es ein Glaubwürdigkeitsbeweis für die Grünen gewesen, gleich zum Antritt einen Umweltskandal von derartiger Publikumswirkung zu tolerieren. Andererseits: Jetzt mault ausgerechnet die amtierende Umweltministerin (SPD) gegen den CSU-Landwirtschaftsminister der angeblich entgegen allen vorangegangenen Abmachungen sein Ja in Brüssel gegeben hat. Ob man’s glauben kann?

Befremdlich für mich die abwiegelnde Reaktion des Südtiroler Euro-Parlamentariers Dorfmann. Nach dem, was er der Tageszeitung sagt, steht definitiv fest: Er ist Glyphosat-Mann und hat sich bedeckt gehalten, solang die Entscheidung nicht feststand. Aus seiner Erklärung zum „Durchbruch“ ist richtiggehend Erleichterung herauszuhören.
Ein Lob zum Anlass auf Italien. Es ist in Brüssel standhaft geblieben und hat mit Frankreich, der dritten Großmacht im EU-Bunde, gegen die Verlängerung von Glyphosat gestimmt.

Ich habe die letzten beiden Jahre wiederholt Anfragen, Anträge und Interventionen in Sachen Glyphosat unternommen und war dafür auch zweimal in Brüssel unterwegs. Mein Gewicht in diesem Abwehrkampf ist bescheiden, doch erlaube ich mir zu glauben: Meine Gespräche mit Gesundheitsministerin Lorenzin, auch mit Umwelt-Ausschusspräsident Realacci, und vor allem mit Landwirtschaftsminister Martina waren nicht ganz wertlos, um Italien auf Nein-Kurs zu halten.

Wir sollten jetzt nicht aufgeben. Die fünfjährige Verlängerung wird uns als Kompromiss verkauft werden. Damit braucht man uns nicht zu kommen. Die EU-Kommission wollte ursprünglich mindestens 10 Jahre. Es werden neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu Tage kommen, hoffentlich nicht nur Monsanto-finanzierte, und neue Erkenntnisse erfordern auch neue politische Entscheidungen. Bleiben wir zuversichtlich!


Flor now
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