Florian
Kronbichler


Weil ich so viel zu sagen hätte

 

Hoppla, ertappe ich mich nicht dabei, dass ich meine Facebook-Seite öffne! Ich sehe nach, und es war zu Peter-und-Paul-Abend, 28. Juni, dass ich den letzten Eintrag schrieb. Schon bald zwei Monate her. Uh, werden wir alt. Letzter Sitzungstag im Europarat in Straßburg wars, meine letzte parlamentarische Amtshandlung, gewissermaßen. „Time to say good bye“ überschrieb ich den Bericht. Ich schloss damit das Briefkastl, in das ich die fünf Jahre lange Parlamentarierzeit meine Post an euch einwarf, abwechselnd auf Deutsch und Italienisch, in der Regel politisch.

 

Hat mir Freude bereitet, mitunter auch Mühe. Das Schönste dran war die Aufmerksamkeit, die ihr mir bereitet hat. „Besuche“ (sagt man so?), Likes, Kommentare, die meisten zustimmend bis lobend. Zu Zwiegesprächen mit den vielen Leserinnen und Lesern ist es nie gekommen, und das war meine Schuld. Ein erfahrener Blogger riet mir: antworte nie! Ich hielt mich an den Ratschlag. Denn, sagte er, du wirst dann nie fertig. Weil ich das an anderen Bloggs merke und es außerdem bequemer ist, blieb ich dabei. Im nachhinein müsste ich mich entschuldigen bei den vielen, die eine Antwort verdient hätten.

 

Vorbei. Acqua passata. Ich bin nicht mehr Politiker und habe mir vorgenommen, mich nicht in die Gesellschaft jener Verflossenen einzureihen, die hinterher alles besser verstanden haben wollen. Wer zurücktritt, soll nicht nachtreten. Auch will ich nicht in den Journalismus zurückkehren. An Nachfrage würde es nicht mangeln. Doch ich bin pensioniert, und außerdem vermag mich das, was ich von journalistischen Überlebern und Rückkehrern so zu hören und zu lesen bekomme, eher nicht zu irgendwelcher Mittäterschaft zu animieren. Man wird nicht besser, indem man es nicht lassen kann. Journalist und Politiker, beide, sind doch jene Berufe, aus denen auszusteigen es den jeweiligen Menschen am schwersten fällt. Und das beileibe nicht nur des Geldes wegen. Es ist, weil wir noch so viel zu sagen haben. Und weil es sonst ein anderer sagen würde. Schlechter, versteht sich.

 

Was ich sagen wollte: Wenn ich in Zukunft hier, nur hier, gelegentlich etwas schriebe, aus Unbeherrschtheit oder manchen von uns zur Unterhaltung und Anregung, von mir aus auch Wiederverwertung, würdet ihr mir das verargen? Als Rückfall eines Schreibjunkies verspotten? Verstehe jetzt bitte keine und keiner das als Androhung. Wahrscheinlich bin ich es eh zu faul, und es wird nichts draus. Morgen geh ich erst einmal auf die Alm.

 

 

 


Flor now
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