Florian
Kronbichler


Marendepolitik

Das ist Abi Plangger, wie er leibt und schreibt. Im „Vinschger Wind“ (ist die bestgemachte Bezirkszeitung, die ich kenne) hält der Parlamentarier eine Rubrik. „Rom-Info ins Tal“ heißt sie. Ob die Zeitung ihn dafür bezahlt oder er die Zeitung, ich weiß es nicht. Ich habe Plangger schätzen gelernt für seine klare Aussprache in Wort und Schrift, so wie ich sein Verständnis von Politikerarbeit verabscheue. Der hier wiedergegebene Auszug aus seinem letzten Kommentar im „Wind“ ist Beweis für beides.

Mein Vinschger Kollege von ehedem beschreibt darin seine Sommerarbeit. Zusammengefasst besteht diese im Auffinden, Unterhalten und Bewirten von Parlamentskollegen und hohen Ministerialbeamten, die um diese Mittsommerzeit scharenweise auf Urlaub in Südtirol weilen und sich zu einem Teil sogar „in den Vinschgau verirren“, wie unser Vinschger Römer es ausdrückt.

Mit den Römern, den echten, lässt es sich hier ganz anders reden. Wie im Urlaub eben. Da zähle die Parteifarbe nicht, Türen ließen sich öffnen, die in Rom verschlossen blieben. Und das sei das Wichtigste. „Kontakte pflegen“ heißt es Plangger. Seine modernerenParteikollegen sprechen von „Netzwerken“ oder fälschlicherweise gar von „Lobbying“, aber so geschwollen redet mein bester Kollege der letzten fünf Jahre nicht.

Ich habe diese Art Politik zu machen immer „Marendepolitik“ geheißen und bin dagegen. Es ist der bewährte Politikstil der Südtiroler. Nur Plangger sagt es offen: „Da haben wir es in Südtirol leicht“. Weil’s so schön ist bei uns, und das halbe Parlament in Südtirol Urlaub macht. Unser Standortvorteil eben (auch so ein Marketingwort, das Plangger nicht benutzt). „In Südtirol sind unsere Kollegen oft anders und leichter zum Handhaben als in Rom“.

Ich bleib dabei: Marendepolitik! Mag sein, dass man den einen und anderen Gefallen einstreicht, den einen und anderen Akt vorziehen kann, Freundschaften schließt, die den Urlaub überdauern, Erledigungen voranbringt, Freunderlwirtschaft. Man erreicht so manches, aber man muss dafür immer etwas tun, was man nicht tut. Punkt.


Flor now
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