Florian
Kronbichler


Sagen, was ist.

Weil ich grad das Alfreider-Interview in den DOLOMITEN von heute und den aktuellen SPIEGEL vor mir habe: „Sagen, was ist.“ Die Aussage stammt von Spiegel-Gründer Rudolf Augstein und ist gemeint als Leitspruch eines jeden anständigen Journalisten und jedes Mediums. Der Spiegel setzte den Satz diese Woche aufs Titelbild als Ausdruck der Selbstkritik und Entschuldigung an seine Leser. Dem bedeutendsten deutschsprachigen Magazin war ein faules Ei passiert. Es hat Reportagen eines seiner Journalisten veröffentlicht, die nicht wahr, sondern nur gut erfunden waren. Der Spiegel selber hat den Fehler aufgedeckt und den Schwindler entlassen. Die Nachricht von dem Fake-Spiegel ging um die Welt.

„Sagen, was ist.“ Der Satz gilt immer noch, und zwar in seiner ganzen Gänze. Er bedeutet nicht nur, dass wahr sein muss, was man sagt, das sowieso. Aber man muss es auch sagen. Verschweigen, unterschlagen, nicht schreiben und nicht sagen, was man weiß, ist eine nicht viel kleinere Journalistensünde als Falsches zu sagen. Man wird dafür wahrscheinlich nicht gerichtlich belangt, aber gegen die journalistische Berufsmoral verstößt es allemal.

In diesem Sinne: Daniel Alfreider – war da nichts? Alle schrieben und sendeten. Nur für die Athesia-Medien war nichts. Auch, was sehr erhellend ist, für deren italienische Zeitungen war nichts, wo diese früher Skandale im Zweifelsfall doch eher herschrieben als unterschlugen. Wir lasen und hörten alle von erfundenen und verschobenen Hütten. Lasen auch, wie der verdächtige Alfreider sich verteidigte, alles für erstunken und erlogen erklärte und wie er sogar mit Klage gegen die ff drohte, die den „Fall Alfreider“ aufgebracht hat. Selbstverständlich gilt, wie immer, die so genannte Unschuldsvermutung, aber den Fall Alfreider gibt es. Ob es ihm selber oder den Athesia-Medien passt oder nicht, es gibt ihn. Er ist.

Ja, und auf was für Gedanken muss es einen Dolomiten-Leser bringen, wenn er heute ein fast ganzseitiges Daniel-Alfreider-Interview vorgesetzt bekommt: über dessen Sicht von der rechten Weise, Ladiner zu sein,- geführt auf den Knien und ohne ersichtlichen Anlass. Ein Ablenkungsinterview, ich kann’s nicht anders verstehen.

Und weil eh immer alles aufkommt, auch das noch: Die Zett, auch ein Druckprodukt selbigen Hauses, hat letzten Sonntag eine Zeichnung ihres Karikaturisten Prinoth nicht gedruckt: einen Hirten inmitten seiner Schäfchen mit dem geschweiften Stern von Bethlehem darüber. Alles sehr lieblich, passend zu Weihnachten. Halt nur mit einem Fehler: Der Hirte ähnelte sehr dem Daniel Alfreider.


Flor now
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