Florian
Kronbichler


Krieg

(Nachgedacht für den 11. März 23 Rai Sender Bozen)

Liebe Zuschauerinnen und liebe Hörer, haben Sie Acht gegeben, diese Woche? In dieser mit heute zu Ende gehenden Woche beging die Welt zwei denkwürdige Tage: Am Sonntag, 5. März, den „internationalen Tag für Abrüstung“; am Mittwoch, 8. März, neben dem bekannteren Fest für die Rechte der Frauen auch den „Tag für den Weltfrieden“. Beide „Tage“ ausgerufen von der UNO, den Vereinten Nationen, also weltweit.

Ja, und? Die Welt müsste eine bessere sein, hätten wir die ausgerufenen „Tage“, die Widmungen, die Gedächtnisse ernster genommen. Sind halt so Tage. Nur Tage. Ein jedem Wehwehlein sein Täglein. Staat und Kirche haben da einander nichts vorzuhalten: Die eine begeht ihren Tagesheiligen, der andere seine Heldenehrung. Und drum scheren tut sich?

Wir stehen jetzt schon im Jahr 2 des Krieges. Eher tiefer drin als zuvor. Papst Franziskus hat zu Weihnachten Russlands Überfall auf die Ukraine als „sinnlosen Krieg“ bezeichnet. Es ist ein mildes Urteil. Ist doch das Mindeste, was ein Papst sagen muss, – möchte man denken. Darf man aber scheinbar nicht. Franziskus ist schwer gerügt worden für seine Wortwahl. Die Zeiten sind nicht mehr danach. Die Wahrheit ist das erste Opfer der Gewalt. Wer zum Frieden aufruft oder gar zu Abrüstung, wie es diese Woche gleich an zwei Tagen auf dem Kalender stand, macht sich verdächtig. Die Nazis hatten dafür das schreckliche Wort „Wehrkraftzersetzung“.

Ich weiß schon, dass solche Vergleiche unangebracht sind. Nur der Papst darf den Krieg „unsinnig“ heißen. Weil, ihm glaubt eh niemand. Der muss so reden, heißt es. Uns schlichten Christen steht die gleiche Einsicht nicht mehr zu. Putins Krieg in der Ukraine kennt einen Täter und ein Opfer. Das Opfer verdient Beistand und sein Sprecher, Staatspräsident Selenskyj Verständnis. Einverstanden muss man nicht sein. Krieg als Mittel der Politik abzulehnen, und zwar immer und jeden, das befielt unsere Verfassung. Mir graut vor mancher Kriegsrhetorik – etwa meiner Grünen Freunde in Deutschland: Gestern noch Wehrdienstverweigerer, Herolde des „Frieden schaffen ohne Waffen!“, und plötzlich führen sie sich auf wie Experten für Leopard-Panzer und Kriegsstrategien. Nicht mehr „Nie wieder Krieg!“, „Wehrhaftigkeit!“ ist ihre neue Losung. Bundeskanzler Scholz, weil er kühl abwägt und wenig spricht, ist ein „Zauderer“, auf Südtirolerisch ein Schlatterer.

Der Krieg in der Ukraine muss aufhören. Die Losung „Frieden schaffen ohne Waffen!“ mag nicht die Lösung sein. Aber „mit Waffen“, und das mit immer mehr, – das sehen wir – ist auch keine Lösung. In einem Monat ist Ostern, Fest des Friedens. Zumindest der Hoffnung auf Frieden.


Flor now
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